Viehauktionshalle

Viehauktionshalle

Nach dem Schock über den Brand der Viehauktionshalle am 22. April sind inzwischen erste Überlegungen über den künftigen Umgang mit dem Gelände in die Öffentlichkeit getragen worden, so beispielsweise einen Gedenkort einzurichten für die Vergangenheit des Areals als Sammelstelle für die Deportation von Juden. Auch die IBA Thüringen möchte sich für die Entwicklung des Geländes einsetzen:

„Der Verlust der Viehauktionshalle ist unwiederbringlich. Mit der Halle hat Weimar ein wichtiges Denkmal verloren. Ein hochkarätiges Ingenieurbauwerk, einen Gedenkort der Geschichte und einen eingeführten Kunst- und Kulturort. Und die IBA Thüringen hat ihren zentralen Veranstaltungsort für 2015 verloren, einen Ort, der als Metapher für das Thema STADTLAND als Titel ihrer Ausstellung wie kaum ein anderer stand.

Nach dem Brand, der nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen vorsätzlich von drei jugendlichen Tätern gelegt wurde, wissen wir es besser: Die Viehauktionshalle zu sichern und zu entwickeln, sie vor Verfall und Vandalismus zu schützen, hätte angesichts der Bedeutung des Bauwerks in der Vergangenheit stärkeren öffentlichen Rückhalt verdient.

Die Entscheidung der IBA Thüringen gerade für diesen Ausstellungsort war mit der Vorstellung verbunden, die Viehauktionshalle in die öffentliche Wahrnehmung zurückzuholen. Positive Reaktionen aus unseren IBA Netzwerken, von Kulturakteuren aus Weimar und weit darüber hinaus haben uns darin bestärkt. Mehr noch, wir wollten die Ausstellung auch als Diskussionsraum und Werkstatt nutzen, um tragfähige Konzepte für die Viehauktionshalle zu erarbeiten. Dazu hatte bereits ein erstes Gespräch mit der Konsumgenossenschaft und der Stadt Weimar stattgefunden. Nun müssen wir erkennen: Für die Viehauktionshalle ist die IBA Thüringen zu spät gekommen.

Umso dringlicher stellt sich die Frage nach der Entwicklung des Geländes und der Rettung der denkmalgeschützten Hetzerhallen. Diese stehen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Brandruine der Viehauktionshalle. Der Weimarer Ingenieur und Unternehmer Otto Hetzer entwickelte hier um 1900 den patentierten Holzleimbau, mit dem riesige stützenfreie Holzkonstruktionen möglich wurden. Die Hetzerhallen darf nicht das gleiche Schicksal ereilen wie die Viehauktionshalle. Sie dürfen nicht außerhalb des öffentlichen Interesses bleiben, denn sie sind genauso wertvoll, aber auch genauso gefährdet wie die Viehauktionshalle. Und auch die Ruine der Viehauktionshalle darf nicht einfach überschrieben werden. Nach den dramatischen Ereignissen und der großen Aufmerksamkeit ist es dringend geboten, sich mit Fläche, Standort, Geschichte und Perspektive zu beschäftigen.