10.7.2017: IBA Thüringen nominiert neue IBA Projekte

Die IBA Thüringen hat drei Vorhaben zu IBA Projekten nominiert, die ihre Qualifizierungsphase erfolgreich abgeschlossen haben: 

  • die Kunstkapelle St. Anna in Krobitz / Weira (Saale-Orla-Kreis), 
  • Schloss Schwarzburg als Denkort für Demokratie (Kreis Saalfeld-Rudolstadt), 
  • der Holz-Versuchsbau Timber Prototype (Kreis Weimarer Land).

Damit sind nun insgesamt sechs IBA Projekte in ihrer Umsetzungsphase. Der IBA Fachbeirat hatte der IBA Thüringen in seiner Sitzung am 28. und 29. Juli 2017 empfohlen, die drei Vorhaben zu IBA Projekten zu nominieren. 

IBA Geschäftsführerin Dr. Marta Doehler-Behzadi: „Ich freue mich, dass mit den neuen IBA Projekten weitere Modellvorhaben in die Realisierungsphase gehen. Die Projekte entwickeln sich sehr dynamisch. Schon in diesem Herbst werden mit dem Timber Prototype in Apolda und der StadtLandScheune in Bedheim zwei Gebäude sichtbar sein, die für hochwertige Baukultur in Thüringen stehen werden. Die St.-Anna-Kapelle in Krobitz wurde bereits mit dem Kunstprojekt von Carsten Nicolai wieder in Nutzung genommen.“

Informationen zu den neuen IBA Projekten

Kunstkapelle St. Anna – organ 2017 Krobitz
Teilprojekt des IBA Kandidaten ‚Perspektiven für kirchliche Gebäude in Thüringen – Aufgabe, Abgabe, Wandel’ 
Träger: Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) 

Künstler: Carsten Nicolai
Projektpartner: Ev.-Luth. Kirchengemeinde Weira, Gemeinde Weira, Saale-Orla-Kreis

Carsten Nicolai hat seine Arbeit mit dem Titel ‚organ’ speziell für die St.-Anna-Kapelle entwickelt. Das Kunstprojekt schafft einen starken Ort und verleiht der romanischen Kapelle, die einen Fixpunkt in der sanft anmutenden Landschaft im Saale-Orla-Kreis bildet, neue Strahlkraft. Alt und Neu, Tradition und Innovation verbinden sich ideal. Das Kunstprojekt ‚organ’ ist bis 10. September 2017 jeweils am Wochenende von 14 bis 20 Uhr zu erleben. 

„Das Orgelspiel wird unterschiedlichste Besuchergruppen anziehen: sowohl aus dem regionalen als auch nationalen Kontext, da Kompositionen für das Instrument von Künstlerinnen und Künstlern aus Thüringen und aller Welt kreiert werden können. Der innovative Esprit, der behutsame Umgang mit dem Ort und seiner Tradition und die Partizipation und Interaktion von und mit Menschen zeichnen diese künstlerische Arbeit aus“, zeigt die Architektin Barbara Holzer, Mitglied im IBA Fachbeirat, interessante langfristige Perspektiven für das Projekt auf. 

Kunst ist eines von mehreren Themen, die sich aus dem Ideenaufruf ‚STADTLAND:Kirche. Querdenker für Thüringen 2017’ als geeignete Wege zur Umnutzung von leeren und untergenutzten Kirchengebäuden herausgestellt haben. Mit dem Aufruf haben sich EKM und IBA Thüringen gemeinsam auf die Suche nach neuen Nutzungen für leerstehende Kirchen gemacht. Auch die Themenfelder Natur, Soziales, Netzwerke, Beherbergung und Gesundheit werden in den kommenden Jahren modellhaft weiter entwickelt. Drei bis fünf besonders spannende und originelle Vorschläge sollen bis zum IBA Finale im Jahr 2023 als IBA Projekte baulich umgesetzt werden. Damit können diese einen Beitrag zum Umgang mit Leerstand und der Wechselwirkung von Stadt und Land leisten. Weitere Umnutzungsideen sind in der Ausstellung ‚500 Kirchen – 500 Ideen‘ noch bis 19. November 2017 in der Erfurter Kaufmannskirche zu besichtigen. Ideenaufruf, Ausstellung und Kunstprojekt in Krobitz werden unter anderem von der Kulturstiftung des Bundes gefördert.

 

Schloss Schwarzburg – Denkort für Demokratie 
Teilprojekt des IBA Kandidaten ‚Resilientes Schwarzatal’
Träger: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten
Projektpartner: Gemeinde Schwarzburg in der Verwaltungsgemeinschaft Mittleres Schwarzatal, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, Zukunftswerkstatt Schwarzatal e.V., Förderverein Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie e.V., Weimarer Republik e.V. u.a. 

2019 jährt sich die Unterzeichnung der Weimarer Verfassung durch Friedrich Ebert in Schwarzburg sowie die Gründung des Bauhauses in Weimar zum hundertsten Mal. Im Dritten Reich wurde das barocke Schloss Schwarzburg bis zur Unkenntlichkeit verwüstet, als es zu einem Reichsgästehaus umgebaut werden sollte. So ist das Schloss Schwarzburg auch ein Mahnmal für die Gefährdungen von Demokratie. In diesem Kontext soll das Schloss Anlaufstelle für Projekte und demokratische Bildung im ländlich geprägten Schwarzatal sowie in Korrespondenz zum Weimarer ‚Haus der Demokratie‘ entwickelt werden. Die bauliche Sicherung und Umnutzung für eine erste Raumeinheit wird mit 750.000 Euro gefördert aus Bundesmitteln als national bedeutendes Projekt des Städtebaus.

Fachbeiratsmitglied Prof. Andreas Wolf, HTWK Leipzig, zur Bedeutung des neuen IBA Projekts: „Der weithin sichtbare, während der Nazizeit fragmentierte Haupttrakt der Schwarzburg versinnbildlicht die existenzielle Bedeutung verantwortlicher politischer Kultur und demokratischer Praxis in und für StadtLand. Für das IBA Zwischenpräsentationsjahr 2019 bietet sich die besondere Chance, historische Formen des republikanischen Gesellschaftsvertrags und aktuelle Diskurse um rechte Tendenzen im ländlichen Raum kritisch aufzugreifen und zugleich symbolisch zu verorten.“
Am 28. Juni 2017 haben die Akteure aus den Händen der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit die Förderurkunde für den Ausbau von Schloss Schwarzburg als Denkort für Demokratie entgegengenommen. Als nächstes ist geplant, Planungsleistungen für den nutzungsbezogenen Teilausbau einer Raumeinheit zu beauftragen und in die bauliche Umsetzung zu gehen. 
 

Timber Prototype
Träger: Institute for Computational Design and Construction, Universität Stuttgart
Projektpartner: Jade Hochschule Oldenburg, Thüringen Forst, Firma Rettenmeier, diverse Industriepartner 

Der Timber Prototype ist ein wandelbares Bauwerk in einer experimentellen, hochdämmenden Holzbauweise mit rund 20 Quadratmetern Grundfläche. Der Bau als Ergebnis eines Forschungsprojektes bietet Lösungsansätze für zwei wesentliche Probleme des Bauens: die Erhöhung des Anteils an nachwachsenden Rohstoffen in modernen Bauweisen und die Verbesserung der Wiederverwendbarkeit von Baumaterial.

„Seit einigen Jahren erfährt der Baustoff Holz in Fragen der Nachhaltigkeit und Vorfertigung eine rasante Entwicklung. In Regionen wie Süddeutschland, Vorarlberg oder der Schweiz trägt er zur Wirtschaftskraft und baukulturellen Identität bei. In Thüringen hingegen hat er ein hohes Entwicklungspotential. Durch die Verknüpfung modernster Entwurfs- und Fertigungstechnologien in Kombination mit dem regionalen Baustoff möchte das Projekt sowohl technisch als auch gestalterisch die Spielräume ausloten und neue Entwicklungsperspektiven aufzeigen“, so IBA Fachbeiratsmitglied Barbara Holzer. 

Der Prototyp wird im Herbst 2017 aus robotisch vorgefertigten Holzelementen auf dem Gelände des Eiermannbaus in Apolda montiert. Denkbar ist ein anschließender Aufbau auch an anderen Standorten in Thüringen. Unterschiedliche Nutzungen beziehungsweise Möblierungen sind je nach Kontext möglich. Eine denkbare Nutzungsart ist eine minimierte Wohnfunktion in dieser Mikroarchitektur. 

 

Bildmaterial zu den neuen IBA Projekten finden Sie in unserem Presse-Bildarchiv/2017: ibat3.synology.me/photo