IBA Ausstellung 2015
Veranstaltungsort (geplant)

Viehauktionshalle Weimar 
Marcel-Paul-Straße
99423 Weimar

Ansprechpartnerin

Kerstin Faber 
Projektleiterin 
+49 3644 518 32 10
kerstin.faber@iba-thueringen.de

Szenografie
Veranstaltungsort Viehauktionshalle

In der Nacht zum 22. April brannte die Weimarer Viehauktionshalle in Folge einer Brandstiftung bis auf die Grundmauern nieder. Damit hat die Stadt einen in mehrfacher Hinsicht geschichtsträchtigen Ort verloren. Lnge hielt die öffentliche Debatte an, was nach dieser Katastrophe geschehen soll. Aber schon seit vielen Jahren gibt es keinen Konsens zur Standortentwicklung für das Gelände hinter dem Weimarer Hauptbahnhof. Abgesehen von einem Supermarkt an der Straßenseite gibt es keinen Grund, hierher zu kommen. Hinter dem Bahnhof – das kennt man in Weimar nicht.

Dabei war die Viehauktionshalle ein atemberaubendes Architekturerlebnis. Der 70 Meter lange, 35 Meter breite und im Inneren 25 Meter hohe Fachwerkbau war 1939 als Vorführhalle für Viehauktionen der Landesbauernschaft Thüringen errichtet worden. In Anlehnung an die im Dritten Reich geschätzten ländlichen Bautraditionen entwarf der Architekt Ernst Flemming eine riesige Scheune, deren herausragendes Merkmal der stützenfreie Innenraum mit der sichtbaren Fachwerkkonstruktion war. Sie befand sich auf dem Gelände der ehemaligen Holzfabrik von Karl Friedrich Otto Hetzer. Er gilt als Begründer des modernen Holzleimbaus und erlangte mit dem sogenannten Hetzerbinder zu Beginn des 20. Jahrhunderts weltweit Ansehen und Patente.

Im Mai 1942 wurde die Viehauktionshalle als Sammelplatz Thüringer Juden vor der Deportation und Vernichtung missbraucht. Damit hatte der Heimatschutzstil in der Gauhauptstadt Weimar endgültig seine tümelnde Unschuld verloren. „Hatten die Nazis diesen Ort ausgewählt, um uns tiefer zu demütigen, um Juden mit Tieren gleichzustellen?“, fragt Laura Hillmann, einzige Überlebende der Deportation in ihren Lebenserinnerungen. Immerhin: Auch über dieses Kapitel informiert eine Gedenktafel auf dem Gelände, das trotz seiner Bedeutung eine typische Gewerbebrache mit Trampelpfaden durch struppiges Grün geblieben ist.

Vom damaligen Intendanten des Weimarer Kunstfestes Bernd Kauffmann wieder entdeckt, wurde die Viehauktionshalle Ende der neunziger Jahre zur Location für Aufführungen hochrangiger Künstler und Compagnien. Trotz eines Veranstaltungsprogramms von Weltrang ist es seinerzeit nicht gelungen, die sanierungsbedürftige Halle als kulturelle Adresse dauerhaft in Weimar zu verankern. Schlimmer noch: Die Viehauktionshalle verfiel immer weiter. Das Dach zeigte sich zuletzt als Flickenteppich von Notreparaturen; das statische System hätte noch einige Jahre durchgehalten, doch drei jugendliche Brandstifter machten der Holzkonstruktion den Garaus.