IBA Forum 2015
Ort
  • Audimax der Bauhaus-Universität Weimar
  • Steubenstraße 6/8
  • 99423 Weimar
Ansprechpartnerin
Veranstalter

IBA Thüringen

Vorträge

In acht ausgewählten Schlüsselvorträgen wurden am zweiten Konferenztag Perspektiven, Phänomene, Methoden und Macher einer STADTLAND These durch Vordenker aus den Bereichen der Philosophie, Ethik, Planung, Architektur, Medienwissenschaften, Soziologie und Geografie präsentiert und diskutiert.

Zu den Vortragenden der IBA Konferenz gehörte neben Dr. Kenneth Anders, Theo Deutinger, Prof. Dr. Gundolf S. Freyermuth, Thomas Gröbly, Prof. Julian Petrin, Valentin Thurn und Prof. Dr. Harald Welzer auch Dr. Stefan Carsten, Zukunftsforscher und Stadtgeograf bei raumtaktik, Berlin (Bild). Moderiert wurde das Forum von Christian Holl, Architekturkritiker und Publizist bei frei04 publizistik, Stuttgart.

Die Vorträge des IBA Forums STADTLAND haben wir auf Video dokumentiert. Alternativ zur unten aufgeführten Übersicht können Sie auch über eine Youtube-Playlist auf die Beiträge zugreifen.
 


PERSPEKTIVEN – WAS IST STADTLAND?

Um Perspektiven für das StadtLand zu schaffen, muss das Gespräch über den Raum der erste Gestaltungsschritt sein. Nur durch das permanente Reden über sich selbst, wie es das Stadtmarketing tut, gelingt eine überzeugende Selbstbeschreibung. Im besten Fall entstehen Zugehörigkeit, Verantwortung und Identität – und daraus der Wunsch nach Aneignung. Aneignung wiederum wird durch immer wiederkehrende Handlungen, idealerweise Bewegungen im Raum, und Ausdauer begünstigt. Dabei können Praktiken helfen, die ursprünglich vom Land kommen, aber derzeit hauptsächlich in Städten oder digital stattfinden: Selbermachen, Teilen, voneinander lernen. Warum nicht also in Thüringen ungenutzte Häuser ‚besetzen‘ oder mit Hilfe von temporären Aktionen den Blick auf das Lebensumfeld verändern? Am Ende dieser Experimente stehen vielleicht ganz neue Modelle des Arbeitens und Zusammenlebens, die wir schon bald brauchen werden, denn aus Abwanderung wird Zuwanderung, aus Schrumpfung wird Wachstum. Die vielen leer stehenden unterschiedlichen Gebäude in Thüringen bieten Raum für neue Ideen und Interpretationen.

Dr. Kenneth Anders
Die Stadt ist kein Innen, das Land ist kein Außen. Über landschaftliche Perspektiven und ihre Folgen.
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Theo Deutinger
Land der Athleten.
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PHÄNOMENE – WAS PRÄGT STADTLAND?

Wenn traditionell ländliche Funktionen auf städtische Phänomene oder aktuelle Trends treffen, entstehen Nutzungskonflikte. Land- und Energiewirtschaft, Logistik und Gewerbe stehen historischen Ortsbildern und einer Sehnsucht nach dem guten alten Landleben gegenüber. Die IBA muss diese Widersprüche in Vorteile für den realen Raum verwandeln – gerade heute, da Geografie dank Smartphone und Breitbandinternet kein Schicksal mehr ist, sondern bewusster gewählt werden kann. Jeder wird zum Sender von Nachrichten innerhalb eines virtuellen und individuell zugeschnittenen ‚glokalen‘ Raums. Das bedeutet auch, dass Wohnen und Arbeiten nicht mehr an bestimmte Räume gebunden sind und sogar Berufsmonopole fallen. Am Ende könnte auch das Raummachen eine Kulturtechnik für jedermann werden. Vor diesem Hintergrund weisen drei Paradigmen den Weg: Eine Konzentration auf erneuerbare Energien, eine Dezentralisierung der Produktion und alternative Wohlstandsmodelle, die ohne Wirtschaftswachstum die Lebensqualität steigern. das zentrumslose ‚demokratische‘ Siedlungsnetz Thüringens bietet dafür die geeigneten Voraussetzungen.

Prof. Dr. Gundolf S. Freyermuth
Der Körper im Dorf, das halbe Leben woanders. Verortung und Entortung in der digitalen Kultur.
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Dr. Stefan Carsten
Zukunftsfähiges Handeln in STADTLAND. 
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METHODEN – WIE GEHT STADTLAND?

Gesellschaftlichen Veränderungen und dem Klimawandel muss ‚by design, not by disaster‘ begegnet werden. Etablierte Lebens- und Konsumweisen sind zumeist nicht ‚enkeltauglich‘ und bedürfen einer Korrektur. Dazu sind neue Organisationsformen von Gemeinschaften und Räumen erforderlich. Das kann das Projekt sein, das ein Leben in einer Gemeinschaft anstrebt, um so mit vorhandenen Ressourcen auszukommen und einen Interessensausgleich mit einer Optimierung von Räumen und Nutzungen zu verbinden. Oder es kann die Initiative sein, die über das Thema Landwirtschaft direkte Bezüge zwischen Verbraucher und Produzent, zwischen Stadt und Land schafft und nebenbei das Wiederholungsprinzip, hier über den Lebenszyklus der Natur, als Voraussetzung für Aneignung und Identifikation mit Räumen etabliert. Trotz allem wird auch materieller Verzicht nötig sein. Statt nur zu erfinden, muss auch bewahrt und entfernt werden. Wie das trotzdem mit einer Fortschrittsidee übereinstimmen kann und Lebensqualität oder Standards bewahrt oder anders bewertet werden können, muss eine Aufgabe der IBA sein.

Thomas Gröbly
Neustart Schweiz - für mehr Lebensqualität bei weniger Ressourcenverbrauch. 
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Valentin Thurn
Taste of Heimat - regional essen. 
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MACHER – WER IST STADTLAND?

Oft braucht es engagierte Einzelpersonen mit starken Ideen, um Veränderungen anzustoßen: Jemanden, der im Kleinen Konventionen hinterfragt und den Bestand anders nutzt als üblich oder jemanden mit einer großen Zukunftsvision für ‚seinen’ Ort. Oder es sind Kollektive wie Baugruppen, Vereine oder Bürgerinitiativen, die mutigere Wege einschlagen als professionelle Akteure. Oft müssen aber auch nur die Anderen aktiviert werden, denn zum Macher können und wollen dank Digitalisierung und wachsender Zugänglichkeit von Produktionsmitteln immer mehr Menschen werden. Die gegenwärtigen Trends zum Gemeinschaftlichen und zum Selbermachen sind nur Ausdrücke dieser Entwicklung. Doch Macher sind auch diejenigen, die gerade nicht ‚innovativ’ sind, sondern stattdessen wie Archäologen auf die Suche nach bereits vorhandenen Errungenschaften gehen, die beibehalten werden müssen. Letztendlich muss aber die Politik die Voraussetzungen schaffen, damit das Selbermachen nicht zum Sich-Selbst-Überlassen-Sein wird.

Prof. Julian Petrin
Stadt. Land. Selber machen. 
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Prof. Dr. Harald Welzer
Transformationsdesigner. 
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Dr. Marta Doehler-Behzadi 
Lessons learned: STADTLAND Thüringen.
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