Apolda, Eiermannbau
Open Factory: Leer stehende Architekturikone wird kollektiv aktiviert
»Der Eiermannbau als Ikone der Industriekultur wird auf konsequente Weise durch die IBA in eigener Trägerschaft weiterentwickelt. Damit zeigt die IBA Thüringen mit einem eigenen Projekt selbst auf, wie Leerstände einfallsreich, aktivierend und nachhaltig belebt werden können. Neuartig und risikomindernd ist die besondere Vertragsform der Anhandgabe, die zwischen der Eigentümerin LEG Thüringen und der IBA Thüringen als Generalmieterin bis 2023 gewählt wurde. Dies, aber auch der Verbleib der Immobilie in öffentlicher Hand, sind wichtige Voraussetzungen, um Standorte in strukturschwachen Räumen erfolgreich entwickeln zu können.«
Andrea Hofmann, Fachbeirätin IBA Thüringen
Die zwischen Jena und Weimar gelegene Kleinstadt Apolda war über Jahrzehnte ein wichtiger Industriestandort. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts lebte die Bevölkerung von der Textilproduktion, zuerst von Strümpfen, später von Strick- und Wirkwaren. Nur einige der ehemals 6.000 Arbeitsplätze, die es allein in der Textilindustrie gab, sind nach der Wende erhalten geblieben. So stehen heute viele der großflächigen Produktionsorte der Stadt leer – einer davon war der Egon-Eiermannbau-Bau. Das Industriedenkmal entwickelt die IBA Thüringen seit 2018 zur Open Factory.
Der Eiermannbau ist das einzige Gebäude des Architekten Egon Eiermann in Thüringen. Ursprünglich gebaut als Weberei, wurden seit den Dreißigerjahren bis 1994 Feuerlöschgeräte am Standort produziert. Eiermann hat den Industriebau des Apoldaer Architekten Hermann Schneider 1938 bis 1939 erweitert, sensibel und aufmerksam die vorhandene Gebäudestruktur fortgeführt und gleichzeitig die funktionalen und ästhetischen Anforderungen seiner Zeit eingebracht. Egon Eiermann gilt als einer der bedeutendsten deutschen Architekten der Nachkriegsmoderne. Er war auch Möbeldesigner und Hochschullehrer an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Logik, Reinheit und Klarheit lauteten seine architektonischen Maxime.
Aneignung und Entwicklungskonzept Open Factory

Seit 1994 weitestgehend ungenutzt, bietet der Eiermannbau mit über 6.000 Quadratmeter Geschossflächen und einem 2 Hektar großes Grundstück. Die IBA Thüringen aktiviert das denkmalgeschützte Gebäude unter dem Leitmotto 'Wie wenig ist genug?' und schließt damit auch an Eiermanns Prinzipien an.

Über 20 internationale Studierende und Absolventen nutzten den Eiermannbau während des IBA Campus 2016 als Übernachtungsort, Arbeitsplatz und Kreativstandort, als Kino, Ping-Pong-Club und noch vieles mehr.

Im Sommer 2018 lebten, lernten und arbeiteten zwei Wochen lang 50 Kreative beim zweiten IBA Campus 'Hotel Egon' im Eiermannbau. Bei dem 14-tägigen Design-build-Workshop schufen sie Möbel und überraschende Raumerlebnisse. Diese sollen Gäste im Zwischenpräsentationsjahr 2019 mit zum Verweilen einladen. Auch die berühmte Dachterrasse des Eiermannbaus wurde beim Campus möbliert.

Auf Grundlage eines 2016 erarbeiteten Finanzierungs- und Nutzungskonzepts für die Open Factory erwarb die LEG Thüringen im Dezember 2017 den Eiermannbau. Die beiden Landesgesellschaften IBA Thüringen und LEG Thüringen arbeiten hier mit der Form der Anhandgabe; bis 2023 ist dabei die IBA Thüringen Entwicklerin des Projekts. Das Vorgehen soll modellhaft für den Umgang mit Leerstand stehen.
Erste Nutzung und Ausbau
Die IBA Thüringen ist Entwickler und Placemaker des Eiermannbaus. Als erste Nutzerin zog sie bereits im Sommer 2017 provisorisch in das Industriedenkmal. Sie will auch andere motivieren, den Ort zu entdecken und hier zu arbeiten. Dazu entwickelte die IBA von Februar bis Oktober 2018 ein prototypisches Ausbau- und Nutzungskonzept für 750 Quadratmeter im Eiermannbau. Im Herbst 2018 war es schließlich soweit, das IBA Team bezog das kostengünstig-funktionale und zugleich gestalterisch-souveräne Büro mit Gewächshäusern im zweiten Obergeschoss, das mit einer von der IBA herausgegebenen Do it yourself Anleitung nachgebaut werden kann. Dank der Haus-in-Haus-Lösung ist es möglich, über das Jahr hinweg zwei Klimabereiche zu nutzen.

Das IBA Büro ist ein experimentelles Pilotprojekt für das einfache Bauen. Wichtigstes Ziel des IBA Ausbaus war es, dabei beispielhaft für weitere Nutzer zu sein. Durch Selbstbau, neue Standards in Nutzungsart und -intensität sowie einem konsequenten Haustechnikkonzept ist es für das IBA Team und seine Besucher schnell zu einem inspirierenden Arbeits- und Veranstaltungsort geworden. 2020 wurde das IBA Büro für den DAM Preis 2021 nominiert.
Probenutzung 2020: #eintrittfrei
Die Open Factory hat von Juli bis Oktober 2020 ›freien Eintritt‹. Der IBA Thüringen ist es mit Blick auf die aktuellen Einschränkungen und Auswirkungen auf Kulturschaffende durch das Coronavirus ein Anliegen, die großzügigen Räume im Eiermannbau kostenfrei an gute Ideen zu vergeben. Ende Juni 2020 hat eine Jury aus Projektbeteiligten des Eiermannbaus die Bewerbungen auf eine mietfreie Saison im Eiermannbau gesichtet. Über 20 Bewerber*innen werden bis November 2020 Teil der Open Factory sein, hier arbeiten, ausstellen und proben, was die Architekturikone als Ort für Kunst und Gewerke leisten kann. Danach findet ein umfangreicher Um- und Ausbau des Gebäudes statt, sodass die Open Factory dann ganzjährig vermietet werden kann.
Ab Juli in der Open Factory
Carolin Seiberlich - Was bleibt vom Erbe des Textils?
1. Juli bis 30. August
Eine Studierende der Bauhaus-Universität Weimar schreibt in einem Gewächshaus in der IBA Geschäftsstelle ihre Abschlussarbeit zum Erbe des Textils in Apolda. Zu Recherchezwecken ist sie auf der Suche nach Interviewpartnerinnen, die Lust haben, über ihre Arbeit zu berichten. Anfragen gern direkt per Mail.
Lilli Glade, Maria Gottweiss - Ästhetik der Unvollkommenheit
10. Juli bis 31. Oktober
Seit Juli widmen sich die Designerin Maria Gottweiss und Fotografin Lilli Glade dem Thema ›Ästhetik der Unvollkommenheit‹. Sie bereiten eine Ausstellung mit Fotografien und Schmuckobjekten vor, die im Oktober eröffnen wird. Sie zeigt Frauen und ihre Narben in einem neuen Licht, nicht als Ausdruck vergangener Verletzungen, sondern als Zeichen der Heilung und Stärke.
Kollektiv Kubik - Institut der Unsichtbarkeit
24. Juli bis 2. August und 31. August bis 13. September
Den Akteur*innen des Kollektivs Kubik geht es um spielerisches Lernen und Machen. Sie wollen sich mit der sozialen und räumlichen Umgebung des Eiermannbaus befassen und nutzen Kunst und Gestaltung, um Fragen der Gesellschaft an das Zusammenleben offenzulegen.
Ab August in der Open Factory
Carina Heidl - Gerhard und Dieter
3. August bis 31. Oktober
Die Künstlerin Carina Heidl aus Weimar schreibt an einer literarischen Arbeit, in der Pop und Politik miteinander verschmelzen. In der Open Factory möchte sie ihre bezugnehmende praktische Abschlussarbeit vorbereiten und vorstellen.
Ida Huschke - Dokumentation von Apolda und dem Eiermannbau
3. bis 31. August
Die Kunststudentin Ida Huschke aus Basel wird Apolda dokumentarisch und experimentell festhalten. Ihre Erforschungen zum Ort wird sie in einer Ausstellung präsentieren und dort auch die Arbeiten der anderen Probenutzer*innen zeigen.
Linda Schumann - Kanten Kosten
10. August bis 16. August
Die Künstlerin Linda Schumann aus Weimar will in einem gustatorischen Workshop ermöglichen, Materialien geschmacklich wahrzunehmen und so multisensorisch zu erleben.
Claudia Obendorf - Serpentinentanz
11. August bis 31. Oktober
Claudia Obendorf wird bis zum Oktober immer dienstags und mittwochs einen Kurs für Serpentinentanz anbieten. Bei Interesse an einer Teilnahme Anfragen gern direkt per Mail.
Marcus Grysczok - Stop Motion Academy
14. August bis 27. September
Der Erfurter Filmemacher Marcus Grysczok veranstaltet im August mehrere Stop Motion Workshops in der Open Factory. Interessierte sind herzlich eingeladen, teilzunehmen und mit zu produzieren. Anfragen gern direkt per Mail.
Anna Zeitler, Aurelia Becker, Lea Schweinfurth - Modelabor
17. bis 28. August
Drei Modedesignerinnen brauchen Textilurlaub und werden dafür in der Open Factory ein Modelabor einrichten. Sie verbindet die Arbeit mit Altkleidern und die Nachhaltigkeit in der Mode. In der Open Factory treten sie in einen kulturellen, gestalterischen und politischen Dialog und nutzen den Freiraum für einen experimentellen Umgang mit Altkleidern und textilen Abfällen.
Kollektiv EASA - Apathie
17. August bis 30. August
EASA ist das größte Netzwerk Architekturstudierender in Europa und versteht sich als Plattform für grenz- und kulturübergreifenden Austausch. Im August werden sich die Mitglieder in der Open Factory treffen und in Workshops der Thematik Apathie annähern.
mahl x zeit - Kochwerkstatt
21. August bis 19. September
Studierende der Bauhaus-Universität Weimar werden eine Kochwerkstatt in der Open Factory eröffnen. Dabei wollen sie das Bewusstsein für gute und nachhaltige Ernährung schärfen und eine soziale Plattform schaffen, in der das gemeinsame Kochen und Essen zur kollektiven Erfahrung wird.
Collektiv Collage - Forms of Apolda
22. August bis 6. September
In und um das ehemalige Feuerlöschgerätewerk Apolda möchten Szenograf*innen, Architekt*innen, Stadtplaner*innen und Künstler*innen von COLLEKTIV COLLAGE die Materie und das Wesen des Ortes erforschen und in einem partizipativen Prozess in nachhaltige Formen fassen. In einem öffentlichen Workshop sollen Außen-Raum-Strukturen aus Beton und Stampflehm entstehen - skulpturale Möbel oder Kleinarchitekturen in experimenteller, zirkulärer Hybridbauweise zur spielerischen Aneignung.
_schau - vor__schau
6. bis 20. September
Das Wiener Kollektiv _schau schafft einen Raum, der Kunst in allen Schattierungen und Formen hervorbringen soll. vor__schau wird das erste Projekt von _schau sein. Es ist ein Angebot, eine Recherche, ein Prozess, es ist ihre Art, ›Hallo Welt‹ zu sagen. Sie wollen die Verbindung zwischen Kollektiven untersuchen und langfristige Beziehungen über große Entfernungen aufbauen.
Cornelia Brecht - Gewächshausliebe
31. August bis 30. Oktober
Die Bauingenieurin Cornelia Brecht aus Weimar bezieht ein Gewächshaus und wird an der Konzeption eines Umweltbildungszentrums aus mehreren kleinen Holzbauten arbeiten.
Ab September in der Open Factory
Andreas Aschoff, Fridtjof Florian Dossin - Fabrik.Weiterstricken
1. September bis 31. Oktober
Die in Apolda ansässige Hausgemeinschaft der ehemaligen Strickwarenfabrik August Schröer möchte die Geschichte und Umnutzung des Ortes in einem Arbeitsbericht aufarbeiten und weiterdenken. Dafür sollen Objekte, Erzählungen und Ideen in der Open Factory präsentiert werden.
THillA - Illustrationsausstellung
19. September bis 4. Oktober
Die Thüringer Illustrator*innen wollen die Vielfältigkeit ihrer lebendigen Szene zwischen Kunst und Beruf der Öffentlichkeit präsentieren und in der Open Factory ihre Arbeiten ausstellen. Daneben werden Schüler*innen-Workshops und Mitmachaktionen angeboten. Trägerverein ist der Lösungslabor e.V.
Born to be Bauhaus - Ausstellung
7. September bis 31. Oktober
Born to be Bauhaus ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Archiv der Moderne der Bauhaus-Universität Weimar und dem KulturTragWerk e.V. zum 100-jährigen Jubiläum der Bauhaus-Ausstellung 1923. Im Rahmen dessen werden von 2017 bis 2021 jährlich bis zu fünf Künstler*innen der Fakultät Kunst und Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar gekürt. Die jeweiligen Kunstwerke werden vom Archiv der Moderne in die Kustodie der Bauhaus-Universität Weimar aufgenommen, was sie zu unveräußerlichem öffentlichen Kunstgut macht. Die Künstlerin Samira Engel und der Künstler Jakob Wirth zeigen ihre Kunstwerke in der diesjährigen BTBB-Ausstellung in der Open Factory. Ab dem 17. September ist die Ausstellung eröffnet.
Susanne Frenzel - Färbepflanzen
28. September bis 11. Oktober
Die Kunst- und Naturpädagogin Susanne Frenzel wird in Kooperation mit dem Lebenshilfewerk Apolda eine Färbepflanzen-Projektwoche auf dem Freigelände des Eiermannbaus durchführen. Susanne Frenzel ist Teil des weltweiten Netzwerks sevengardens, das Färbergärten für die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) nutzt. Der Eiermannbau soll auch zur Vernetzung von sevengardens in Mitteldeutschland dienen.
Technische Universität Berlin - Offene Stadt Land Universität Apolda
18. bis 20. September
An einem langen Wochenende im September wird das Institut für Architektur der TU Berlin in der Open Factory zu Gast sein. Die Großstädter planen eine wiederkehrende Pop-Up-Dependance im Eiermannbau in Apolda und wollen in Zukunft gemeinsam mit der IBA Thüringen am StadtLand-Thema arbeiten.
Ab Oktober in der Open Factory
Frauenchor VocaLisa - Konzert
Im Oktober
Der Frauenchor VocaLisa aus Weimar mit der Chorleiterin Claudia Zohm wird im Oktober in der Open Factory proben und ein Konzert geben.
Kollektiv PKRK - Tanzprojekt
12. Oktober bis 31. Oktober
Das Künstler*innenkollektiv PKRK lässt in der Open Factory Techno auf die Textil-Geschichte Apoldas treffen. Welche Sounds, welche Taktung und welche Tanzformationen begleiteten die Treuhand-Abwicklungen der 90er Jahre - diesen Fragen geht PKRK in öffentlichen Workshops, Installationen und Tanzperformances nach. ›Treuhandtechno‹ verbindet zwei Welten - Techno und Treuhand - die in den 90ern getrennt schienen, jedoch der gleichen Sehnsucht nach Maschinen, weiten Hallen und Arbeit folgten.
Ab November in der Open Factory
jenapuppets - Theaterstück
November
Das Puppentheater aus Jena wird im November im Saal des Eiermannbaus proben und das Stück ›Monster im Koffer‹ zeigen, ein clowneskes Stück Theater über die artgerechte Haltung von Monstern, über Bergsteiger in Not und darüber, wie ein gestürzter Felsen die Sicht auf die Welt verändern kann.
Eiermannbauentwicklung wird gefördert durch Bundesprogramm ›Nationale Projekte des Städtebaus‹
Das IBA Initiativ-Projekt ›Open Factory‹ im Eiermannbau Apolda wird vom Bundesprogramm ›Nationale Projekte des Städtebaus‹ mit bis zu 5,31 Millionen Euro gefördert. Im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat nahmen unter anderen Rüdiger Eisenbrand, Bürgermeister der Stadt Apolda (Förderantragsteller), Sabine Wosche, Geschäftsführerin der LEG Thüringen (Eigentümerin des Eiermannbaus) und die IBA Geschäftsführerin Marta Doehler-Behzadi die Förderurkunde entgegen.
Die Jury des Innenministeriums würdigte den zukunftsorientierten und kreativen Ansatz der drei Projektpartner Stadt Apolda, LEG und IBA. Die Fördermittel werden bereitgestellt für den IBA Zeitraum bis 2023: In den kommenden Jahren wird der Eiermannbau entsprechend dem Leitbild ›Open Factory‹ ausgebaut und denkmalgerecht saniert. Für die Außenanlagen wird ein Entwicklungskonzept erarbeitet, das ausdrücklich Klimagerechtigkeit und die Nutzung erneuerbarer Energien berücksichtigt. Auch der benachbarte kleinere Winkelbau wird saniert und umgebaut. In der Verantwortung der Stadt Apolda liegt zudem eine bessere städtebauliche Anbindung des Standortes – u.a. mit der Sanierung der unmittelbar am Eiermannbau angrenzenden Auenstraße sowie der Verbesserung der Fuß- und Radwegverbindung zum Bahnhof Apolda.
Mit dem Programm ›Nationale Projekte des Städtebaus‹ unterstützt das BMI herausragende, baulich besonders anspruchsvolle Vorhaben, die beispielhaft für zukunftsorientierten Städtebau in Deutschland stehen. Gefördert werden Vorhaben mit besonderer nationaler beziehungsweise internationaler Wahrnehmbarkeit, mit sehr hoher fachlicher Qualität, überdurchschnittlichem Investitionsvolumen oder hohem Innovationspotenzial.

Im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat wurde am 15. Oktober 2019 die Förderurkunde entgegengenommen. Fotograf: Pixel & Dot Photograph
Probenutzung 2019: ›Hotel Egon‹ im Eiermannbau
Die IBA Thüringen hat im Rahmen ihrer Zwischenpräsentation vom 23. Mai bis zum 29. September 2019 ihre rund 30 im Freistaat verteilten StadtLand Vorhaben über das Umbauen, Neubauen und Selbermachen in der Provinz in einer zentralen Ausstellung im Eiermannbau Apolda präsentiert. Das vielbesuchte und beliebte Kunstprojekt ›Hotel Egon‹ war ein wichtiger Bestandteil des Jahres.
Vier Künstler- und Planungskollektive übernahmen dabei jeweils für 10 Tage die Hoteldirektion: Teleinternetcafe aus Berlin/Hamburg, ON/OFF aus Berlin/London, Raumstation aus Weimar/Wien/Berlin, Stadt.Raum.Wandel aus Halle/Hamburg.
An 40 ›Hoteltagen‹ haben über 300 Übernachtungsgäste im Industriedenkmal geschlafen. Täglich wurde gemeinsam und regional gekocht, wurden Unternehmen in Apolda und dem Weimarer Land besucht oder auch Radiosendungen ›Live aus dem Eiermannbau‹ produziert. Mit Hotel Egon ließen sich die Gäste auf unbekanntes Terrain und aufeinander ein und konnten selbst Antworten auf die Frage nach einem lebenswerten Stück StadtLand finden.
Das Kunstprojekt ›Hotel Egon‹ wurde gefördert durch die Thüringer Staatskanzlei.

Die Hotellobby im Erdgeschoss des Eiermannbaus war ein beliebter Aufenthaltsort im Sommer 2019. Nicht nur die Hotelgäste, auch Besucher der Ausstellung ›StadtLand‹ schauten im Empfangsbereich, der Lounge und zeitweisen Küche vorbei.

›Hotel Egon‹ heißt ungewöhnliches Übernachten im Eiermannbau. Die Zimmerauswahl reichte dabei vom Zelten auf dem Freigelände und über das Bett in der Ausstellung bis hin zum CoSleeping in den ehemaligen Umkleiden.

Die Egon-Bar ganz oben auf der großartigen Dachterrasse lud täglich ab 17 Uhr neben den Hotelgästen und -beteiligten auch Besucher aus Apolda und Umgebung zum gemeinsamen Tagesausklang ein.
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- Website ›Hotel Egon‹
Fertigstellung: Ausbau IBA Büro im Eiermannbau
Als erster Ausbauschritt wurde das IBA Büro als experimentelles Pilotprojekt für einfaches Bauen im zweiten Obergeschoss des Eiermannbaus realisiert. Es verbindet Selbstbau, neue Standards in Nutzungsart und -intensität, ein energetisch und baulich-reduziertes Konzept und schafft eine großzügige und inspirierende Arbeits- und Veranstaltungssituation. Das Büro ist auch ein öffentlicher Vermittlungs- und Showroom.
Über den Sommer 2018 saß das IBA Team noch provisorisch im Veranstaltungssaal im dritten Geschoss des Eiermannbaus. Im Oktober 2018 war das Gewächshaus-Büro im zweiten Geschoss dann fertig. Geplant wurde es von den Architekten des IBA Teams selbst: Katja Fischer und Tobias Haag. Der räumliche Ausbau wurde von sechs Werkstudierenden der Bauhaus-Universität Weimar ausgeführt. Dieser Weg ist ein wichtiger Teil der IBA Aktivierungsstrategie ›Wie wenig ist genug?‹. Das Ausbaukonzept basiert auf einer einfachen Haus-in-Haus-Lösung aus Industriegewächshäusern, die mit einem Möbelsockel aus Nadelsperrholz kombiniert wurden. Die Gebäudetechnik wurde sichtbar als Versorgungstrassen realisiert, jedes Gewächshaus wird von dort mittels eines Gewebeschlauchs technisch versorgt. Die räumliche Lösung schafft in den Wintermonaten zwei Klimazonen, ein durch Deckenstrahlplatten lediglich temperiertes Makroklima und ein strombasiertes Mikroklima für den Arbeitsplatz in den Gewächshäusern.
Das respektvolle und minimalinvasive Weiterbauen des Eiermannbaus soll einen Beitrag für einen zeitgenössischen Umgang mit Bestand leisten und vor allem anderen Mut machen, den Eiermannbau mit in Nutzung zu nehmen und als Open Factory mitzuentwickeln. Eine Do it yourself-Anleitung soll außerdem dazu inspirieren, die Gewächshäuser selbst nachzubauen.

Das Ausbaukonzept für die mit einem Stützenraster von 5x5 Meter gegliederten und lichtdurchfluteten Räume basiert auf einer einfachen Haus-in-Haus-Lösung, bei welcher die bemerkenswerten Architekturqualitäten und Denkmaleigenschaften erhalten bleiben.

Zuerst nur im Modell, seit Herbst 2018 auch real hat die IBA ihr Büro mit Gewächshäusern im 2. OG bezogen.

Innerhalb von zwei Monaten bauten sechs Werkstudierende der Bauhaus-Universität Weimar die Gewächshäuser.

Auf einem Holzsockel von 3,1 x 2,3 Metern wurde ein handelsübliches Mauergewächshaus von der Palmen GmbH aufgesetzt.

Das IBA Büro nach der Fertigstellung. Die niedrigen Brüstungshöhen von Egon Eiermann wurden bewußt in den Sockelhöhen des Ausbaus aufgenommen, um den Raum weiterhin als Ganzes wirken zu lassen.

Im Unterschied zu den Arbeitsplätzen in transparenten Gewächshäusern ist der Besprechungsraum nach innen orientiert. Drehtüren ermöglichen verschiedene Arten von Konzentration und Rückzug.
Eiermannbau Apolda wurde von jungem IBA Campus-Team in zwei Wochen für zukünftige Besucher und Gäste weitergebaut
Seit Mai 2018 ist die IBA Thüringen erste Nutzerin im Eiermannbau. Das Gebäude wird daneben häufig für Veranstaltungen und temporäre Aktionen benutzt. Was dafür bisher fehlte war eine Basisaustattung an Möbeln und kleinen Ergänzungen für einen besonderen Aufenthalt unserer Gäste und Besucher.
Mit dem IBA Campus 2018 vom 5. bis 19. August sollten dafür Ideen entwickelt und direkt realisiert werden. 2018 hat die IBA Thüringen das europäische Gestalternetzwerk ConstructLab unter der Leitung von Alexander Römer dazu eingeladen, den Campus als 14-tägigen DesignBuild-Workshop mit durchzuführen und dabei eine Basisinfrastruktur für Gäste des Ortes zu schaffen. ConstructLab ist eine Plattform für kollaborative und experimentelle Projekte, bei denen die Designer mitbauen. Objekte werden live vor Ort entwickelt und umgesetzt, ähnlich der historischen Bauhütte. So entstehen interdisziplinäre Dynamiken, eine intensive Kultur des Austauschens und voneinander Lernens.
Der IBA Campus war ergebnisoffen und interdisziplinär angelegt. Die rund 50 Teilnehmenden, Studierenden und Young Professionals aus dem kreativen Bereich arbeiteten in kleinen Teams aus zwei bis acht Personen in den Werkstätten Hotelzimmer, Möbel, Stoffe, Nachbarschaft und Vermittlung, Grafik und Illustration, Geschichten, Film und Küche.
Im IBA Campus 2018 sind unterschiedliche Ausstattungen entstanden, begonnen bei einer Bar, über eine Schlafplattform mit Blick in den Sternenhimmel, einem Vorhangraum als textilem Raumabschluss bis zu einer ganzen Möbelserie für die Dachterrasse. Hier eine Auswahl der vielfältigen Ergebnisse:



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- Website IBA Campus 2018
Öffentlicher Start der Entwicklung als Open Factory
Am 31. Mai 2018 wurde der Einzug und Umzug des IBA Teams nach Apolda und der Start der Open Factory-Entwicklung im Eiermannbau öffentlich diskutiert und gefeiert. Dazu fand der IBA Salon ›Es geht auch anders!‹ statt, bei welchem unter anderem Postwachstumsstrategien, Beispiele alternativer Immobilienentwicklungen und innovative Nutzungsansätze vorgestellt wurden. Mit dabei waren auch Sabine Wosche, Geschäftsführerin der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen - Eigentümerin des Eiermannbaus seit Dezember 2017 - und Rüdiger Eisenbrand, Bürgermeister der Stadt Apolda.
Die IBA Thüringen ist seit Januar 2018 Generalmieterin des Eiermannbaus und Entwicklerin zugleich. Auf Grundlage des Nutzungs- und Finanzierungskonzepts, das basierend auf dem Leitbild Open Factory im Anschluss an den IBA Campus 2016 erarbeitet wurde, erwarb die LEG Thüringen die Immoblie Eiermannbau. In Form einer Anhandgabe ermöglicht die LEG der IBA Thüringen nun, das Projekt Open Factory Schritt für Schritt zu entwicklen. Diese Art der nachhaltigen und zugleich risikomindernden Immobilienentwicklung wurde auch im Salon vorgestellt und soll in Thüringen weitere Nachahmer finden.

Auf Grundlage eines 2016 erarbeiteten Finanzierungs- und Nutzungskonzepts für die Open Factory erwarb die LEG Thüringen im Dezember 2017 den Eiermannbau. Die beiden Landesgesellschaften IBA Thüringen und LEG Thüringen arbeiten hier mit der Form der Anhandgabe; bis 2023 ist dabei die IBA Thüringen Entwicklerin des Projekts. Das Vorgehen soll modellhaft für den Umgang mit Leerstand stehen.

250 Gäste kamen 2018 zum IBA Salon ›Es geht auch anders!‹, der den Einzug der IBA Thüringen in den Eiermannbau umrahmte.

Zu den Vortragenden des Salons zählte unter anderem Marius Rommel, Nachhaltigkeitsökonom am ZOE-Institut für zukunftsfähige Ökonomien, der in seinem Impulsvortrag über die Kraft lokalen Wirtschaftens sprach.

In einer abschließenden Podiumsdiskussion sprachen (v.l.) Andreas Foidl, Senior-Partner der belius GmbH, Sabine Wosche, Geschäftsführerin der LEG Thüringen und Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin der IBA Thüringen über die nachhaltige Entwicklung des IBA Projekts Eiermannbau zur Open Factory.
Zwischennutzungen im Eiermannbau 2017
Nach der Entwicklung des Leitbilds ›Open Factory‹ beim IBA Campus 2016 und dem Nutzungs- und Finanzierungskonzept wurde der Eiermannbau in der Phase der politschen Abstimmungen und Entscheidungen bereits intensiv zwischengenutzt.
Von Mai bis September 2017 arbeitete das IBA Team provisorisch im Saal des Eiermannbaus. Daneben fanden verschiedene Veranstaltungen statt, u.a. das Format Eiermann und Freunde, bei dem die IBA Thüringen seit 2017 regelmäßig in den Eiermannbau einlädt, über die weitere Entwicklung informiert und zum Austausch und einer lokal-regionalen Vernetzung anregt.
Auch die Stiftung Baukultur Thüringen beteiligte sich in Kooperation mit der IBA Thüringen an der Zwischennutzungsphase mit drei Baukultursalons im Eiermannbau. Ausgangspunkt war die Ausstellung ›Baukultur gewinnt!‹, die vom 7. bis 27. September 2017 im Eiermannbau gezeigt wurde. Der österreichische Verein LandLuft setzt sich seit 1999 für die Förderung von Baukultur im ländlichen Raum ein. Die Wanderausstellung des Vereins, ›Baukultur gewinnt!‹ wurde begleitet durch drei spannende Salonabende mit vielen Gästen, u.a. Peter Haimerl, Olaf Bartels und Dr. Hans-Gerd Schmidt.
Veranstaltungsprogramm ›Baukultur gewinnt!‹
Im Dezember 2017 erwarb die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen den Eiermannbau auf Grundlage des 2016 erstellten Finanzierungskonzepts für die Immobilienentwicklung, so dass die Phase der temporären Zwischennutzung endete und eine dauerhafte Nutzung und nachhaltige Entwicklung des Eiermannbaus möglich wurde.

Fünf Monate lang arbeitete das Team der IBA Thüringen in ihrer temporär eingerichteten Geschäftsstelle im Saal des Eiermannbaus.

Zur ersten ›Eiermann und Freunde‹ Veranstaltung im Juli 2017 öffnete das IBA Team den Eiermannbau für Interessierte und Neugierige.

Vom 7. bis 27. September 2017 machte die Wanderausstellung ›Baukultur gewinnt!‹ Station im Eiermannbau Apolda. Umrahmt wurde die Ausstellung in Kooperation mit der Stiftung Baukultur von zwei Baukultursalons.
LeerGut Konferenz und IBA Campus 2016
Im Sommer 2016 fanden die ersten öffentlichkeitswirksamen IBA Aktivitäten im Eiermannbau statt, die den Grundstein für die weitere Entwicklung der Architekturikone als IBA Projekt legten.
Der IBA Schwerpunkt 'LeerGut', der die Opulenz an leerstehenden Gebäuden im Flächenland Thüringen beschreibt und zukünftige Nutzungsmodelle auslotet, wurde vom 30. Juni bis 1. Juli 2016 Thema einer IBA Konferenz in Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung im Eiermannbau. Über 220 Besucher kamen zur der Veranstaltung nach Apolda, bei der über 20 Speaker Thesen und gute, internationale Praxisbeispiele zum Umgang mit leerstehender Substanz und brachgefallenen Standorten präsentierten. Mut und Durchhaltevermögen als wesentliche Voraussetzung, zivilgesellschaftliches Engagement und Zieloffenheit, aber auch neue Betreiberkonstellationen und alternative Baustandards wurden diskutiert.
Vor der Konferenz fand der IBA Campus 'Zukunftswerkstatt Eiermannbau' statt. Mit ihm sollte der Eiermannbau nach 20 Jahren Leerstand wieder experimentell belebt und als Arbeitsstandort erprobt werden. Gesucht wurden erste Nutzungsideen, Betreiberkonzepte, Finanzierungsvorschläge und Aktivierungsansätze.
Vorprojektphase: Gebietskulisse Bahnhof Apolda
IBA Projektaufruf 2014: Bewerbungsprozess Apolda
Die Stadt Apolda hat sich mit der Projektskizze ›Apolda, Apolda – Nächster Halt Zukunft!‹ im Sommer 2014 erfolgreich auf den IBA Projektaufruf ›Zukunft StadtLand‹ beworben und wurde am 30.9.2014 als IBA Kandidat nominiert. Schwerpunkt der eingereichten Projektskizze waren acht unterschiedliche Leerstände - Einzelobjekte, wie ehemalige Industrieareale - rund um den Bahnhof Apolda. Dazu zählten unter anderem der Bahnhof selbst, die beiden großen ehemaligen Industrieareale RST und Nori und auch der Standort Eiermannbau. Die Apoldaer Projektskizze wurde als eine von 16 Bewerbungen aus den 248 eingereichten Projektskizzen zur weiteren Bearbeitung im IBA Prozess ausgewählt. Der IBA Fachbeirat, der dafür die Empfehlung ausgesprochen hat, benannte die Qualitätsfrage bei dem Apoldaer Vorhaben als entscheidendes Erfolgskriterium. Es sollen innovative und ungewöhnliche Planungsansätze entwickelt werden, die eine außergewöhnliche Gestaltung mit klar erkennbaren Alleinstellungsmerkmalen besitzen. Experimente in Bezug auf neue Standards sollten gewagt werden. Da laut Projektskizze mehrere Projektstandorte eingereicht wurden, wurde auf Prioritäten und realistische Umsetzungsetappen hingewiesen.
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- Nominierung als IBA Kandidat, 2014
Studentische Aktivierung und konzeptionelle Entwicklung des Bahnhofs Apolda 2014 bis 2017
Der leerstehende Bahnhof von Apolda wurde bereits im Sommersemster 2014 durch die Bauhaus-Universität Weimar in Kooperation mit der IBA Thüringen bearbeitet. In einem studentischen Entwurfsprojekt wurden dabei analytisch-konzeptionelle Ideen sowie erste Varianten für den Umbau und eine zukünftige Nutzung entwickelt. Die erarbeiteten Konzepte schlugen eine Nutzung als gut angebundes Programmkino, regionalen Markt, Manufakturort und temporären Ausstellungs- und Kulturort vor. Der Projektabschluss fand als öffentliche Präsentation und Austauschmöglichkeit bei Kaffee und Kuchen im Juli 2014 im Bahnhof Apolda statt. Das Semesterprojekt wurde begleitet von externen Impulsgebern: Sally Below (sbca/CLB, Berlin), Martin Kohler (HafenCity Universität, Hamburg), Benedikt Sunder-Plassmann (Sunder-Plassmann Architekten, Utting) und Inés Aubert und Rubén Jódar (Stiftung Freizeit, Berlin).
Im 16. Oktober 2014 veranstaltete die IBA Thüringen den vierten IBA Salon zum Thema ›Bleibt alles anders. Positionen über den Leerstand‹, bei dem Jonas Büchel (Aktivist, Riga), Oliver Hasemann (ZwischenZeitZentrale, Bremen), Dr. Lucio Nardi (Steinach/Thüringen) und Dr. Ulrike Wendland (Landeskonservatorin Sachen-Anhalts) mit Dr. Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin der IBA Thüringen und Volker Hädrich von der Deutschen Bahn ins Gespräch kamen. Ergänzend zum IBA Salon zeigte die Ausstellung ›Open Station‹ die Ergebnisse des studentischen Semsterprojektes. Sie wurde im gesamten Gebäude installiert, so dass die lange leerstehenden Räume eine kurze Zwischennutzung erlebten. Auch die Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar waren anwesend und präsentierten selbst ihre Ideen zur künftigen Nutzung des Bahnhofs.
Aufbauend auf den Vorkonzepten und studentischen Aktivierungen fand zwischen 2015 und 2017 die IBA Qualifizierungsphase für den Bahnhof Apolda statt. Die LEG Thüringen wurde neue Eigentümerin des Standortes, Architekten und Fachplaner bearbeiteten das Gebäude und die im Eigentum der Stadt Apolda verbliebenen Freiflächen. Die Fertigstellung des Bahnhofsumfeldes fand pünktlich vor dem Beginn der Landesgartenschau Apolda im Jahr 2017 statt. Erste Sanierungsmaßnahmen am Bahnhofsgebäude wurden durchgeführt. Die weitere Bearbeitung des Bahnhofs als IBA Vorhaben wurde 2017 im Einvernehmen zwischen Stadt Apolda, LEG Thüringen und IBA Thüringen zugunsten der Entwicklung des Eiermannbaus als IBA Projekt beendet.
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IBA Salon ›Bleibt alles anders. Positionen über den Leerstand‹

In einem Semesterprojekt beschäftigten sich Studierende der Bauhaus Universität Weimar ein halbes Jahr intensiv mit dem Bahnhof Apolda. Im Sommer 2014 fand durch die Ausstellung ›Ausgeliehen‹ eine erste Aktivierung des Bahnhofsgebäudes statt.

Für die Ausstellung inszenierten die Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar die Schalterhalle und luden Interessierte zum gemeinsamen Austausch in den Bahnhof Apolda ein.

Im Mittelpunkt des IBA Salons ›Bleibt alles anders! Positionen über den Leerstand‹ am 16. Oktober 2014 im Bahnhof Apolda stand die Frage nach dem Umgang, der zeitweilige Nutzung und ‚Inkulturnahme’ lehrstehender Gebäude.

Parallel zum Salon wurden in der Ausstellung ›open: station‹ im Bahnhofsgebäude 300 Minuten lang die Ergebnisse und Zukunftsstrategien für das Bahnhofsgebäude aus den Semesterprojekten der Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar präsentiert.

2017 wurden im Vorfeld der Landesgartenschau in Apolda neben ersten Sanierungsarbeiten am Bahnhofsgebäude auch die Umgestaltung der Freiflächen rund um den Bahnhof durchgeführt.
Städtebaulicher Szenarioprozess Gebietskulisse Bahnhof Apolda 2016/17
Zwischen November 2016 und März 2017 führten die Stadt Apolda, LEG Thüringen und IBA Thüringen ein öffentliches, kooperatives Werkstattverfahren zur Zukunft der Gebietskulisse um den Bahnhof Apolda mit vier renommierten Planungsbüros durch. Auch das Bahnhofsumfeld war IBA Kandidat, bevor sich der IBA Prozess ab 2017 auf die Entwicklung des Eiermannbaus konzentrierte. Ziel des in Fachkreisen als Phase Null bezeichneten Verfahrens war es, über ein kooperatives Arbeitsformat ein gemeinsames Entwicklungsleitbild für die Gebietskulisse um den Bahnhof Apolda zu entwickeln und eine Verständigung zwischen allen Beteiligten über die Herausforderungen, Entwicklungsbedingungen und Nutzungsperspektiven der Kulisse herzustellen. Drei Areale im Umfeld des Bahnhofs wurden dabei im Zusammenhang bearbeitet: das ehemalige Gelände der Firma Rotationssymmetrische Teile (RST), der ehemalige Standort der Apollowerke, später Nori-Möbel-Werke, und das Bahnhofsumfeld selbst mit dem verbliebenen Wasserturm als Teil des Denkmalensembles. Auch eine erweiterte Betrachtung mit den umliegenden Kleingartenanlagen bis zum Eiermannbau fand dabei statt.

Nach einer Auftaktwerkstatt und einer Zwischenpräsentation fand im März 2017 die öffentliche Abschlusswerkstatt statt, bei welcher die vier beteiligten Planungsbüros ihre Zukunftsentwürfe der Öffentlichkeit vorstellten.
Eingeladen waren mit Modulorbeat aus Münster, der Sozietät für Architektur BeL aus Köln, Studio Vulkan aus Zürich und der EnergieWerkStadt aus Weimar vier interdisziplinär arbeitende Büros mit breiter Erfahrung. Das Werkstattverfahren wurde von dem Büro Schulten Stadt- und Raumentwicklungaus Dortmund koordiniert und moderiert. Zusätzlich zu den vier Planungsbüros waren externe Berater aus verschiedenen Disziplinen an der Qualifizierung der Entwürfe beteiligt. Vier Monate beschäftigten sie sich mit den Standorten rund um den Bahnhof. Alle vier gingen von einer künftigen Mischnutzung der Gebiete aus. Sie empfahlen eine schrittweise Entwicklung, räumten dem Bestand Vorrang vor Abriss und Neubau ein, widmeten sich Fragen der ressourcenschonenden Energieversorgung sowie den Ressourcenkreisläufen und der Stadt als landwirtschaftlicher Produktionsfläche. Die Frage nach einer neuen, postindustriellen Produktion wurde weitestgehend mit kreativen und grünen Nutzungen auf den Standorten beantwortet. Ergebnis des Verfahrens ist ein Entwicklungsleitbild sowie sieben Empfehlungen zur Entwicklung der städtebaulichen Gebietskulisse, die auch unmittelbare Anknüpfungspunkte für eine Planung und Durchführung beinhalten.
Links / Downloads
Dokumentation Werkstattverfahren Gebietskulisse 2016/17
IBA Film ›Abschluss Werkstattverfahren Apolda‹
Momentan keine Termine
- Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (Eigentümerin)
- IBA Thüringen (Entwicklerin)
- Belius, Berlin
- b.i.g. Bechthold Ingenieursgesellschaft, Weimar
- Ingenieurbüro Hausladen, Kirchheim
- IPH Ingenieurbüro Peter Hilbig, Wickerstedt
- Ingenieurbüro Matthias Münz, Weimar
- Raumlabor, Berlin
- Team des IBA Campus 2016
- Team des IBA Campus 2018
- Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg
- GBI - Gesellschaft beratender Ingenieure, Erfurt
- ina Planungsgesellschaft, Darmstadt
- Treibaus Landschaftsarchitekten, Hamburg mit Renée Tribble, Umschichten, Teleinternetcafe
- D-I-E Elektro AG, Jena
- KÖSSEL-Heizungsbau GmbH, Apolda
- Palmen GmbH, Aachen
- Reichmann Gebäudetechnik, Bad Berka
- Zehnder Group Deutschland GmbH, Lahr (Vertrieb Erfurt)
- Bau und Aufbau IBA Gewächshäuser: Tobias Grabowski, Hannes Heitmüller, Simon Martini, Nicolas Schüller, Till Teubner, Katharina Wittke (Werkstudierende der Bauhaus-Universität Weimar, Stand 2018)
Katja Fischer
Projektleiterin
Telefon +49 3644 51832-11
katja.fischer@iba-thueringen.de
Christoph Grube
Projektmitarbeiter Open Factory
Telefon +49 3644 51832-04
christoph.grube@iba-thueringen.de
Dorothee Schmidt
Vermietung und Vermarktung
Telefon +49 3644 518 32-06
dorothee.schmidt@iba-thueringen.de
Alexander Stief
Projektmitarbeiter Open Factory
Telefon +49 3644 518 32-03
alexander.stief@iba-thueringen.de