Erfurt, Wir Labor
Inklusiver Möglichkeitsraum: Stadt, Vereine, Bewohner und Geflüchtete aktivieren Leerstand in Selbstverantwortung
»In Erfurt entsteht mit dem Wir Labor ein Hausprojekt für Integration und Inklusion. Das gemeinsame Stadtmachen ist vielerorts eine erfolgreiche Strategie für die eigene Aneignung und auch das Ankommen in einer neuen Umgebung. Das Wir Labor kann Flüchtlingen, Migranten und Erfurtern den Freiraum geben, ihren Ort selbstbestimmt mit zu entwickeln und ihn sich gemeinsam nach und nach im Selbstausbau anzueignen.«
Andrea Hofmann, Fachbeirätin IBA Thüringen
Da für Thüringen Migration einen wichtigen Impuls für die Entwicklung darstellt, suchte die IBA im Rahmen des Projektaufrufs ›Arrival StadtLand‹ seit 2016 nach Menschen, Orten und Ideen in ganz Thüringen, die Zuwanderung als Chance begreifen und aktiv gestalten wollen.
Das Wir Labor in Erfurt ist so ein Ort. Der Verein Plattform e.V. will in Kooperation mit der Stadt Erfurt ein leerstehendes städtisches Bürogebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Containerunterkunft für Geflüchtete im Norden der Stadt in Nutzung nehmen. Geflüchtete und Migrant:innen, aber auch alle Erfurter:innen sollen das Projekt selbstbestimmt als Wir Labor mitentwickeln. Ziel ist die inklusive und integrative Entwicklung eines neuen gemeinschaftlichen Produktions- und Werkstatthauses für eine nachhaltige Willkommenskultur als neues Stadtteilzentrum von allen für alle.

Das ›Wir‹ steht dabei nicht nur für die gemeinsame inhaltliche, sondern auch für die gestalterische Entwicklung des Leerstandes. Dafür erproben die Akteure einfache Standards, die bei bezahlbaren Kosten eine hohe Qualität versprechen.

Das Wir Labor Erfurt ist Teil der IBA Projektfamilie Arrival StadtLand. Arrival StadtLand ist ein Pilotprojekt der Nationalen Stadtentwicklungspolitik des Bundes, gefördert durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat. Foto: Martin Schaarschmidt, Plattform e.V.
Mit der Gestaltung wird ein innovativer Beitrag zum sukzessiven Umbau unter Gesichtspunkten des partizipativen und zirkulären Bauens entwickelt. Möglichkeiten und Grenzen des Selbstumbaus sollen erprobt und gleichzeitig einfache, ressourcenbewusste Gestaltungsoptionen zu bezahlbaren Kosten getestet werden. Das Wir Labor wird damit nicht nur zu einem Testfall für eine inklusive Gemeinschaft, sondern auch zu einem Reallabor für einen experimentellen Bestandsumbau.
2017 fanden dazu erste Gespräche mit interessierten Mitstreitern statt. Aufräumaktionen sowie Möbelbauworkshops luden zum Mittun und Mitdenken über die Entwicklung des Hauses ein. Nächster Meilenstein war 2018 die zeitweise Öffnung des Gebäudes für einfache Begegnungs- und Aufenthalts-, Büro-, Lern- und Werkstatträume.
Anfang März 2021 empfahl der IBA Fachbeirat den Projektstatus für den bisherigen IBA Kandidaten.
Fachbeirat empfiehlt IBA Projektstatus für ›Wir Labor‹
IBA Kandidat wird, wer gute Ideen und Konzepte für das StadtLand vorweisen kann. In einem anschließenden Qualifizierungsprozess mit Workshops, Studien, Wettbewerben und ersten Planungen reifen diese Ideen zu Projekten, an die ein hoher Maßstab angelegt wird. IBA Projekte sollen für die Entwicklung Thüringens und darüber hinaus Referenz und Vorbild sein.
Der IBA Fachbeirat hat am 5. März für das ›Wir Labor‹ den IBA Projektstatus empfohlen.
Arrival StadtLand Kongress
Unter dem Motto ›Arrival StadtLand‹ versucht die IBA Thüringen, neue Verbindungen mit neuen Stadtbewohnern zu knüpfen, die in Folge von Flucht und Einwanderung zu uns kommen. Die IBA Kandidaten der Arrival StadtLand Projektfamilie – die Häselburg in Gera, der sogennante Zwischenraum zum Ankommen in Saalfeld und das Wir Labor in Erfurt – sowie zahlreiche bundesweite Projekte gestalten Raum für Viele und setzen damit bewusst ein Zeichen für die Stärkung des Zusammenlebens. Am 6. und 7. Juni wird im Eiermannbau über die Gestaltung offener Räume und über kommunale und zivilgesellschaftliche Strategien zur Integration, Inklusion und Teilhabe gesprochen.
Eröffnet wird der Kongress am 6. Juni um 18 Uhr durch Mirjam Kruppa, Beauftragte des Freistaats Thüringen für Integration, Migration und Flüchtlinge beim Thüringer Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz. Zu den weiteren Teilnehmenden gehören Dr. Franziska Schmidtke, Geschäftsführerin von KomRex – Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration Thüringen, Dr. Andreas Hollstein, Bürgemeister der Stadt Altena und Projektbeteiligte der drei IBA Kandidaten aus Thüringen – Erfurt, Saalfeld und Gera – sowie von Projekten u.a. aus Augsburg, Berlin und Brandenburg.
Nehmen Sie teil! Anmeldung unter veranstaltung@iba-thueringen.de
Momentan keine Termine
Kerstin Faber
Projektleiterin
Telefon +49 3644 51832-10
kerstin.faber@iba-thueringen.de