Nordhausen, Altendorfer Kirchviertel

Ressource Brache

In der Stadt Nordhausen prägten Fachwerkhäuser sehr lange Zeit das historische Stadtbild. Diese baukulturelle Entwicklung behauptete sich durch mehrfache Stadtbrände hinweg im Wesentlichen bis zum alliierten Angriff auf Nordhausen im April 1945: Die mittelalterliche Fachwerkstadt wurde durch Bombardierungen zu 75 Prozent zerstört. Während man sich beim Wiederaufbau der Stadt bis 1990 auf den Wohnungsneubau nicht nur in Plattenbauweise am Stadtrand konzentrierte, war die kleinteilige Sanierung und Nachverdichtung der verbliebenen Fachwerkaltstadt ins Hintertreffen geraten. Trotz vielfältiger Sanierungserfolge ist diese innerstädtische Entwicklung bis heute nicht abgeschlossen. 

Wie die Entwicklung von Altstadtbrachen einen wertvollen Beitrag zur Reduzierung des Flächen- und CO₂-Verbrauchs und gleichzeitig ein Reallabor mit unterschiedlichen baukulturellen Standards sowie vielfältigen Angeboten im Mietwohnungsbau — von der Einraumwohnung bis hin zur Alternative eines Einfamilienhauses — darstellen kann, zeigt das städtebauliche Konzept für das Klimaquartier Altendorfer Kirchviertel. Die Hanglage des Areals bietet den Anlass für ein vielfältiges Bebauungsangebot, die leerstehenden Bestandsbauten bilden ein Nutzungspotenzial und eine Wertstoffressource. 

Anhand eines Wettbewerblichen Dialogs suchten die Stadt Nordhausen und die Städtische Wohnungsbaugesellschaft mbH Nordhausen 2021 nach einer städtebaulichen Lösung für die hochbauliche Nachverdichtung, die Wohnen, Arbeiten, Freiraum, Mobilität, Energie und Versorgung auf Quartiers- und Gebäudeebene klimagerecht zusammendenkt. Sechs Teams, bestehend aus Architekt:innen, Landschaftsarchitekt:innen und TGA-Planer:innen, erarbeiteten verschiedene städtebauliche Konzepte und Gebäudetypen für den Standort. Als Sieger des Verfahrens gingen das Team Kaden+ aus Berlin zusammen mit einenkel landschaftsarchitektur aus Leipzig und Syrius Ingenieur /-innengemeinschaft aus Berlin hervor.

Visualisierung Altendorfer Kirchviertel_Grafik Kaden+
Ihr städtebauliches Konzept sieht den Erhalt der zwei Fachwerkhäuser und eines Gebäudes aus den 1950er Jahren vor. Sie zonieren in ihrem Entwurf den Quartierseingang neu und bieten unter anderem einen Raum für gewerbliche Nutzungen. Grafik: Kaden+
Hangbebauung Altendorfer Kirchviertel_Kaden+
Der Quartiersplatz wird durch die Hanggebäude im Osten und einen Winkelbau an der nordwestlichen Ecke begrenzt. Die terrassenförmige Bebauung am Hang übernimmt zusätzlich die Funktion der Hangstabilisierung und des Schallschutzes für das Quartier. Grafik: Kaden+

Die Hangbebauung ist dabei dem Wohnen vorbehalten. Sie stellt eine Alternative zum Einfamilienhaus dar, die Wohneinheiten sind großzügig und vorwiegend als Maisonettewohnungen geplant. Für die Hanggebäude ist eine Holzhybridbauweise geplant, extensiv und intensiv begrünte Dächer gewährleisten einen zeitlich verzögerten Regenwasserabfluss. Generell sollen Bauweisen zum Einsatz kommen, die eine stoffliche Trennbarkeit und Wiederverwendung ermöglichen. Für die Gebäude ist eine dezentrale, autarke Energieversorgung vorgesehen, gespeist aus erneuerbaren Energien und gesteuert über Wärmepumpen und Erdspeicher. Die Quartiersentwicklung zielt auf eine CO₂-neutrale Bilanzierung im Betrieb.

Das Zentrum des Quartiers ist weitestgehend autofrei konzipiert und wird von grünen Flächen durchzogen. Regengärten dienen als Retentionsflächen, sie übernehmen wichtige kleinklimatische Funktionen und erleichtern das geplante Regenwassermanagement im Quartier. Im Hinblick auf ein junges, familiäres Publikum soll das Kirchviertel ein inklusiver Stadtteil werden und Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen eine eigenständige Lebensführung in einem funktionierenden Gemeinwesen ermöglichen. Die ebenerdig zugänglichen Wohneinheiten werden daher barrierefrei ausgebildet. 

Mit dem Konzept Klimaquartier Altendorfer Kirchviertel kann ein sozial vielfältiger Wohn-, Arbeits- und Gemeinschaftsort entstehen, der sich nicht nur energetisch selbst versorgt, sondern auch Freiraum und Ressourceneinsatz klimagerecht zusammendenkt.


Ort


Altendorfer Kirchviertel
Altendorfer Kirchgasse 5-6
99734 Nordhausen


Förderung



Betreuung Wettbewerblicher Dialog

UmbauStadt, Weimar



Artikel / Links



IBA Projektleiterin

Kerstin Faber





Projektprozess

Klimaregion Nordhausen im IBA Finale 2023
01.03.23
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Wettbewerblicher Dialog ›Altendorfer Kirchviertel‹ entschieden
21.07.21
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Wettbewerblicher Dialog ›Altendorfer Kirchviertel‹ gestartet
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