Zwischen Vergangenheit und Zukunft durch den Landkreis Sömmerda

Diesmal führte die IBA on tour in den Landkreis Sömmerda. Der nördlich von Erfurt gelegene Landkreis setzt auf die Jugend in der Region und möchte verstärkt Touristen anziehen. Christian Carius, Thüringer Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr sowie der Bundestagsabgeordnete Johannes Selle waren am 12. Juni in den Landkreis angereist, um mit dem IBA Team und lokalen Akteuren über spannende Projekte und Initiativen ins Gespräch zu kommen.

Der Schulstandort Gebesee markierte den Anfang der Tour. Nach dem Willen des Landrats Harald Henning und der Kommune sollen die Grundschule und das Gymnasium künftig zu einem ‚Landcampus’ vereint und ausgebaut werden. Doch bevor an dem neuen Standort in der Thälmannstraße in Gebesee von der 1. bis zur 12. Klasse unterrichtet werden kann, sind noch einige Herausforderungen zu bewältigen. Die Verkehrsplanung etwa stellt derzeit noch ein Problem für das ehrgeizige Vorhaben dar.

Die Architektin Angela Wust zeigte Schemaskizzen zur Entwicklung des künftigen ‚Landcampus’. Ein noch auszulobender Wettbewerb soll nun offene, konzeptionelle Fragen lösen und konkrete Entwürfe liefern. Am Ende, so formulierte Minister Carius den Anspruch von IBA und Land: Es müsse etwas entstehen, „das international vorzeigbar ist“.

Die Bildung stelle für Thüringen ein zentrales Zukunftsthema dar, betonte die IBA Geschäftsführerin Dr. Marta Doehler-Behzadi. Gerade bei Bildungsbauten sollten bestehende Standards hinterfragt werden, um die Schule zu einem lebendigen Zentrum für das Quartier zu entwickeln.

Auf den weiteren Stationen der Rundreise standen die Themen Tourismus und Erlebnislandschaft im Mittelpunkt. Am Alperstedter See informierte sich das IBA Team über das Landschafts- und Tourismuskonzept ‚Erfurter Seen’. Als Folge des Kiesabbaus in den letzten Jahrzehnten spannt sich im Erfurter Norden ein etwa neun Kilometer langer Seenbogen. In dieser ehemaligen Bergbaulandschaft, die sich zum Naherholungsgebiet mit schwimmenden Häusern entwickeln soll, könnten sich künftig Erfurter Städter und Urlauber erholen.

Hinter dem Tourismuskonzept stehen unter anderem die Gemeinde, die Stadtverwaltung Erfurt, die Firmen der Kiesindustrie sowie der örtliche Wassersportverein. Nach dem Wunsch der Initiatoren soll mit den ‚Erfurter Seen‘ ein Außenstandort der BUGA Erfurt im Jahr 2021 entstehen. „Eine landschaftsarchitektonische Gesamtkonzeption und -gestaltung wäre für die Entwicklung der ‚Erfurter Seen‘ angemessen“, befand Marta Doehler-Behzadi mit Blick auf das große touristische Potenzial dieser attraktiven Wasserlandschaft.

Tourismus und Verkehr hängen eng zusammen. An der Autobahn A 71 in der archäologisch bedeutsamen Region um den Leubinger Fürstenhügel plant die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES), eine Autobahntankstelle mit Raststätte zu errichten. Das IBA Team ließ sich den Planungsansatz für den Bau einer landschaftsarchitektonisch vorbildlichen Autobahnraststätte erläutern. Hervorzuheben ist die thematische Prägung mit dem Leubinger Fürstenhügel und die mögliche Entwicklung der Raststätte als ‚regionales Schaufenster’. Vor dem Vergabeverfahren zur Konzessionsvergabe ist ein interdisziplinärer Gestaltungswettbewerb angestrebt.

Ein weiterer Abstecher führte das IBA Team in die Gemeinde Kannawurf. Dort wird ein denkmalgeschütztes Renaissanceschloss revitalisiert. Den Stand der Umbauarbeiten stellten Herr Lange, Vorsitzender des Schlossvereins, der Architekt Furkert, der Landschaftsarchitekt Hass sowie der Bürgermeister vor. Parallel zur baulichen Instandsetzung setzt man in Kannawurf auf die kulturelle Nutzung: Roland Lange vom Verein ‚Künstlerhaus Thüringen’ entwickelt seit 2008 mit seinen Mitstreitern ein jährliches Programm für diesen Ort, um urbane Kultur auf das Land zu bringen. Derzeit wird ein Renaissancegarten als zeitgemäße Interpretation der Ideen von Johann Peschel, einem Thüringer Pfarrer und Gartengestalter aus dem 16. Jahrhundert, angelegt.